Zu Beginn jeder Therapie steht das Kennenlernen deines Kindes und dir als Elternteil sowie eine Analyse der aktuellen Ist-Situation im Mittelpunkt. Es geht mir darum folgendes herauszufinden:
All diese Fragen geben mir gleich zu Beginn einen Hinweis, was ich mir bei der körperlichen Untersuchung dann eher genauer anschauen sollte. Je nach verletzter Struktur und Problem kann ich mir dann die allgemeine Statur und Körperhaltung anschauen, die Gelenksbeweglichkeit der betroffenen und umgebenen Gelenke, sowie wenn notwendig die Muskelkraft und Koordination durch funktionelle Tests.
Als weiterer wichtiger Teil meiner Therapie ist mir sehr wichtig, dass sowohl du wie auch dein Kind verstehen, warum ich den einen oder anderen Test mache und aus welchem Grund die mitgegebenen Übungen als Hausübung wichtig sind.
Und danach startet dann meistens schon die Trainingseinheit, bzw. eine Kombination von manualtherapeutischen Techniken.
Es gibt verschiedene Teile der Grundmotorik, die sich im Alter und geschlechtsspezifisch verändern und entwickeln. Das heißt grobgesagt bis zum Beginn der Pubertät entwickelt sich die Kraft, die Ausdauerfähigkeit und die Koordination gleichschnell bei Mädchen und Burschen. Danach steigt die Entwicklungskurve dieser Fähigkeiten bei Burschen um einiges schneller und auch höher an, als wie bei Mädchen. Dann um die 18 herum gibt es eine Spitze der Leistungsfähigkeit und danach sinkt die Kurve langsam wieder, das heißt unsere größtmögliche Leistung nimmt im Alter gemächlich wieder ab.
Daher gilt: Alles, das unsere Kinder bis zum 18. Lebensjahr an Belastbarkeit aufbauen, bietet ihnen die Basis für den Rest ihres Lebens.
Die Dosis ist das Gift. Dies gilt bei der Ernährung, als auch beim Training mit Kindern. Wenn Kinder oder Jugendliche sportlich nie an ihre Leistungsgrenze kommen, werden sie keine Muskelmasse und starke Knorpelstrukturen aufbauen oder ihre Ausdauerfähigkeit verbessern. Wenn sie jeden Tag 5 h am Fußballplatz stehen, werden sie zwar kurzfristig ihre Leistungen verbessern, aber ihren Körper gesamt gesehen eher in eine Überbelastung bringen. Dies führt dann dazu, dass ihre gute Leistung sehr schnell durch Überlastungserscheinungen und Verletzungen absinken kann und man dann sehr viel Zeit und Geduld in eine Rehabilitation stecken muss.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Variabilität. Das heißt möglichst unterschiedliche Trainingsreize sind für den sich entwickelnden Körper ein um und auf (wie übrigens auch für Erwachsene). Übungen, die den ganzen Körper fordern und einseitige Belastungen verhindern sind hierbei unsere besten Freunde. Wenn Kinder und Jugendliche sich in Wachstumsschüben befinden, können die Knochen schneller wachsen, als sich die Muskeln und Sehnen an die neugewonnene Länge anpassen können. Dadurch entstehen dann bei einseitigem Training oder zu wenig Aktivierung der Muskeln sehr starke Zug und Dehnungsreize auf die Ansätze der Muskeln und die darunter liegenden sogenannten „Ossifikationszentren“ oder „Wachstumsfugen“. Dies sind Gewebezonen der Knochen, die nach der Wachstumsphase endgültig verknöchert. Das heißt diese Zentren sind in der Wachstumsphase von Grund auf noch nicht so stabil und wenn dann noch starke andauernde Zugreize darauf wirken, können zum Beispiel kleiner Brüche (Avulsionsfrakturen) entstehen. Das heißt, hier löst sich ein Teil des knöchernen Ansatzpunktes einer Sehne ab.
Eine klassische Diagnose ist hier zum Beispiel die sogenannte Apophysitis calcanei, wo der Ansatz der Achillessehne bei dem Fersenbein einen Überlastungs bzw. einen Reizzustand bildet, der sich in Schmerzen in der Ferse bei Belastung äußern kann. Hier gilt dann zuerst Ruhe, Ruhe, Ruhe. Die Entzündung muss abheilen. Danach liegt der Fokus bei der richtigen Trainingsreizsetzung auf den Muskel und die Sehnen, sodass sie sich an den „längeren Knochen“ gut anpassen können, ohne wieder in eine Überlastung zu kommen. Oft arbeite ich hier nicht nur lokal an genau diesem einen Bereich mit Übungen, sondern auch an den umliegenden Strukturen. Ich möchte den ganzen Körper genug fordern und fördern, damit eine einheitliche Symmetrie und eine gute Balance zwischen den verschiedenen Muskelketten entsteht.
Bei der Trainingsgestaltung spielt die Motivation und das spielerische Setting eine große Rolle. Je nach Alter und auch Charakter des Kindes, werden Bewegungsübungen erarbeitet, die die Körperwahrnehmung, den Gleichgewichtssinn oder Kraft steigern. Klassische Übungen sind zum Beispiel die Kniebeuge, Sprünge, Ausfallschritte, etc., die mit den Kindern Schritt für Schritt zusammen erlernt werden. Der Einsatz von Bällen und wackeligen Unterlagen kommt so gut wie immer vor, um den „kindlichen Ehrgeiz“ zu wecken und um den Spaß an der Bewegung zu bekommen. Zusätzlich werden auch kleine „Hausübungsübungen“ für zu Hause mitgegeben, die man zum Beispiel während des Zähneputzens ganz einfach nebenbei gemacht werden können.
Wenn du weitere Fragen zu den Themen Kinderphysiotherapie, Krafttraining von Kids oder auch spezifisch zu einer Diagnose hast, zögere nicht und melde dich bei uns per Telefon oder Mail.