Wer kennt es nicht, man ist beim Schlafen wieder einmal komplett verdreht gelegen und hat sich, wie man so schön sagt „das Gnack verrissen.“ Es ist nicht nur ärgerlich und unangenehm, sondern wirklich etwas wofür man auch Nichts kann. Was steckt also hinter diesen höllischen Schmerzen und wie lassen sie sich am besten behandeln?
Allerdings. Keine Sorge, du bist nicht der/die Einzige. Bis zu 70% der Bevölkerung leiden irgendwann mal in ihrem Leben an Nackenschmerzen, 10% bis 20% klagen sogar in diesem Moment darüber.
Der bekannte „steife Nacken“ lässt sich in 3 Kategorien teilen:
1. ohne klare strukturelle Schädigung
Das ist tatsächlich der Teil, der die meisten Menschen belästigt. Etwa 90% aller Fälle sind von dieser Art betroffen.
2. mit neurologischen Symptomen (zB Lähmung, Taubheitsgefühl, usw.)
Ca. 8-9% der Fälle erfahren diese Schmerzen.
3. mit schwerwiegender Erkrankung (zB Frakturen, Tumoren, usw.)
Glücklicherweise trifft das nur 1-2%.
Wie man sieht ist Nackenschmerz also nicht gleich Nackenschmerz. Mit ziemlicher Sicherheit leidest du „nur“ an der leichteren Sorte und musst dir nicht allzu große Sorgen machen. Verständlicherweise ist es trotzdem quälend und man möchte so schnell wie möglich, dass es besser wird.
Sehr gut. In den meisten Fällen werden akute Nackenschmerzen innerhalb von 2 Monaten besser. Klar, leichte Schmerzen und ein Wiederauftreten sind möglich, aber damit muss man leider bei vielen Verletzungen rechnen. Aber auch hier gibt es vorbeugende Maßnahmen.
Um präventiv an ein steifes Genick heranzugehen hilft es…
1. die Nackenmuskulatur zu stärken und ihre Kraftausdauer zu erhöhen, um die Gefahr des verreißens zu minimieren
2. grundsätzlich mehr Bewegung in den Alltag einzubauen, als Auflockerung des gesamten Körpers und
3. ein gutes soziales Klima am Arbeitsplatz zu schaffen, um den Stressfaktor zu senken.
Stärker als man denkt! Nimmt man jetzt als Extrembeispiel Demolition-Derby-Fahrer her, die durch häufiges „zusammen crashen“ (in ihrer Karriere etwa 1500 Mal) überdurchschnittlich oft auf die Stärke ihres Nackens angewiesen sind, berichten diese erstaunlich wenig über Probleme im Nackenbereich. Es ist aber trotzdem nicht verkehrt, die Nackenmuskulatur zusätzlich zu stärken.
„Sitz nicht so buckelig da!“ ist ein Spruch, den jeder schon einmal von seinen Eltern oder Großeltern gehört hat. Gerade sitzen hat allerdings wenig damit zu tun, ob wir verspannt sind oder nicht. Wichtig ist es nur, die Position immer wieder zu wechseln. Eure nächste Haltung ist also die beste Haltung. ;)
Wie so oft, spielt auch bei Nackenschmerzen und Verspannungen unsere Psyche eine große Rolle. Stress, sei es arbeitsbedingt oder familiär verursacht, lässt diese vermehrt auftreten. Als ob der stressige Alltag nicht schon genug wäre…
Rein anatomisch nicht. Studien zeigen, dass Patient*innen mit Schmerzen bei einem MRT ähnliche Auffälligkeiten zeigen, wie Patient*innen ohne Schmerzen. Es ist sogar so, dass 10% der Menschen mit einer Degeneration der HWS, also einer Rückbildung, keinerlei Schmerzen angeben. 90% der Bevölkerung haben rein anatomisch Probleme mit der HWS, auch junge Menschen, ohne es zu merken und ohne jegliche Beschwerden. Im Alter ist es dementsprechend normal, Veränderungen in der Bildgebung zu erkennen. Vorstellen kann man sich das wie Falten an der Halswirbelsäule.
Nein, ist er meistens nicht. Besonders wir Physios versuchen eine Operation so lange wie möglich zu umgehen oder herauszuzögern. 50% der Patient*innen würden einer O.P. ausschließlich aufgrund einer pathologisch veränderten Bildgebung (MRT) sofort zustimmen, obwohl sie beschwerdefrei leben und wahrscheinlich von der „Fehlbildung“ nie etwas mitbekommen hätten. Wissenschaftlich betrachtet ist eine nicht operative Therapie allerdings wesentlich sinnvoller, vorausgesetzt es liegen keine extremen Schäden oder neurologischen Symptome vor.
Ein guter Physio wird mit dir zu aller erst erarbeiten, wo die Ursachen deines Schmerzes liegen und wie du am besten damit umgehen kannst. Das A und O ist es, dass du deine Verletzung verstehst. Anschließend wird versucht, mit aktiver und übungsbasierter Behandlung in der Schulter-Nacken-Region gegen deine Schmerzen zu arbeiten. Manchmal ist zusätzliche Mobilisierung notwendig, um deinen positiven Verlauf zu beschleunigen.
Es ist so: sobald unser Nervensystem eine mögliche Bedrohung für den Organismus erkennt, wie zum Beispiel Stress, Schlafstörungen, Gewebeveränderungen, etc., klingen die Alarmglocken und es entsteht Schmerz. Diese Faktoren haben dementsprechend großen Einfluss darauf, ob und vor allem wie stark wir diesen Schmerz (in unserem Fall Nackenschmerz) tatsächlich verspüren. Ein Physio kann dir helfen den „Schmerztreiber“ zu finden und so das Leiden zu mindern.
Unser Stichwort bei solch einer Therapie ist es, aktiv zu sein. Passive Verfahren wie zum Beispiel Nadeln, Lasertherapie, Elektrotherapie, Ultraschall und Traktion sind wie wir wissen langfristig gesehen keine nachhaltige Lösung.
JA, und zwar extrem. Umso kräftiger und belastbarer Muskeln werden, desto häufiger entspannen sie sich. Verspannen tun vor allem jene, die zu schwach sind und nicht oft genug trainiert werden. Eine starke und trainierte Nackenmuskulatur ist für den Schmerz auf Dauer mehr als hilfreich.